Am 1. Oktober 2019 gab die IOTA Foundation eine enge Partnerschaft mit dem Unternehmen Zühlke bekannt. Ziel der Partnerschaft ist es, Innovationen im Bereich der Machine-as-a-Service Technologie für die Industrie zu entwickeln und voranzubringen.
Die Zühlke Gruppe betreut Kunden aus unterschiedlichen Branchen – vom Maschinen- & Anlagenbau über Medizintechnik bis hin zur Finanzbranche und kann dabei auf Erfahrungen aus mehr als 10.000 Software- und Produktentwicklungsprojekten zurückgreifen. Als Dienstleister für Innovationsprojekte vereint Zühlke Business- und Technologie-Kompetenzen zu Lösungen, die Kunden begeistern. Für sie entwickelt das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreiche Produkte, Services und Geschäftsmodelle der digitalen Zukunft – von der Idee über die Realisierung bis zum Betrieb. Des Weiteren, hilft Zühlke dabei, neue Ideen jenseits von gewohnten Denk- und Vorgehensweisen zu finden, zu entwickeln und zu bewerten.
Während sich die Zusammenarbeit zunächst vor allem auf den deutsche Maschinen- und Anlagenbau konzentriert, sind Zühlke und die IOTA Foundation bestrebt, auch Projekte für den asiatischen und britischen Markt zu realisieren. Chancen sehen beide Partner auch in den Bereichen Supply Chain, Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Gesundheitsindustrie und Konsumgüter. Zühlke ist eines der ersten Unternehmen seiner Art, das in den Technologiebereich des Distributed Ledgers eintritt und bringt eine 50-jährige Geschichte erfolgreicher Projekte in die gemeinsame Initiative ein.
Machines-as-a-Service (MaaS)
Der Kauf von Fertigungsmaschinen und anderen teuren Industrieanlagen beansprucht in der Regel hohe Investitionssummen, für Unternehmen und insbesondere für kleine und mittlere Betriebe ist dies zumeist ein erhebliches finanzielles Risiko. Daher suchen Unternehmen seit jeher nach Möglichkeiten, um dieses finanzielle Risiko zu minimieren, das Konzept von Machines-as-a-Service ist eine dieser Möglichkeiten.
MaaS ist eine technologische Revolution und hat tiefgreifende Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und das Eigentum selbst, die Wirtschaft (Kostenkalkulation, Abrechnungen etc.) wird in die Gegenwart verlagert, Unternehmen zahlen für Fertigungsanlagen nur noch, wenn diese wirklich für die Produktion benötigt werden (Pay per use). Das Konzept von MaaS ist eine wesentliche Grundlage für die vierte industrielle Revolution, welches sowohl den Maschinenherstellern (OEM) als auch ihren Kunden erhebliche Vorteile in verschiedenen Geschäftsbereichen erschließt.
Zwei Nutzerbasierte Maas Vertriebsmodelle haben sich derzeit herauskristallisiert:
Das Abonnement-Modell: Der Maschinenhersteller verkauft die Maschine zu sehr geringen oder überhaupt keinen Kosten und erhält dafür für jedes von der Maschine hergestellte Produkt einen festgelegten Betrag. Dieses Model beinhaltet zumeist diverse Serviceleistungen, wie beispielsweise Versicherung, Wartung, Instandhaltung usw.
Das Sharing-Modell: Ein Unternehmen kauft eine Fertigungsmaschine zum Festpreis und verwendet diese nicht nur für die eigene Fertigung, sondern vermietet die Produktionsleistung dieser Maschine auch an externe Kunden. Die Abrechnung der Produktionsleistung kann nach Nutzungsdauer oder nach der gefertigten Stückzahl abgerechnet werden.
Für den Betreiber eines solchen Sharing-Models eröffnet diese Innovation ebenfalls neue Einnahmemöglichkeiten, ungenutzte Fertigungskapazitäten können an andere Unternehmen vermietet werden. Wer in Zukunft ein solches Modell anbietet, bleibt abzuwarten, dass können die Maschinenersteller selbst sein, Dienstleister oder ggf. bilden sich auch Nutzergemeinschaften, vieles ist denkbar.
Vorteile für den Maschinenhersteller:
- Kontinuierliche Einnahmen: Im Gegensatz zu einem einmaligen Verkauf zum Festpreis, wird die Maschine über ihre gesamte Lebensdauer hinweg zu einer Einnahmequelle.
- Bessere Kundenbindung: Aufgrund der permanenten Kundennähe können bei Bedarf sehr schnell zusätzliche Maschinen und Dienstleistungen angeboten werden.
- Neue Kunden: Kunden mit begrenztem Budget können ggf. neu gewonnen werden.
- Service Lifecycle Management: Bessere Erkennung des Wartungsbedarfs, vernetzte Fertigungsmaschinen haben regelmäßigere Wartungszyklen.
- Datenanalyse: Es können Daten von mehreren Kunden und mehreren Fertigungsmaschinen eines bestimmten Typs erfasst werden, um ggf. Verbesserungen für eine neue Maschinengeneration zu sammeln.
Vorteile für den Kunden:
- Geringeres finanzielles Risiko: Bezahlt wird nur für die tatsächliche Nutzung kapitalintensiver Maschinen, die große Investition für die Anschaffung und die damit verbundene langfristige Kapitalbindung fällt weg, somit wird das finanzielle Risiko des Unternehmens deutlich entschärft.
- Planungssicherheit: Zukünftige Kalkulationen und Angebote können auf Basis der tatsächlichen Kosten erfolgen, welche direkt in die Stückkostenrechnung einfließen.
- Erhöhte Flexibilität: Bei leeren Auftragsbüchern kann die Maschine zurückgeben werden oder die Produktionskapazität kann mit einer weiteren Maschine schneller erhöht werden.
- Vertragliche Garantien: Für die Leistung der Maschine und für Serviceleistungen,
- Wartung und Instandhaltung: Dies übernimmt der OEM, fällige Serviceleistungen werden vom OEM überwacht und sehr zeitnah durchgeführt, denn für ihn ist Zeit jetzt Geld.
Sicherheit und Vertrauen?
Derzeit werden auf dem Markt ausschließlich Cloud-basierte MaaS-Lösungen angeboten, innerhalb dieser Cloud haben die beteiligten Unternehmen Zugriff auf teilweise sensible Daten. In diesem Umfeld für Datensicherheit zu sorgen ist für die Unternehmen deutlich schwieriger, als das im unternehmenseigenen Netzwerk der Fall wäre.
Eine Cloud-basierte Lösung erfordert ein hohes Maß an Vertrauen in alle beteiligten Unternehmen, denn wie möchte man das Kopieren oder Manipulieren von sensiblen Daten verhindern?
Das Vertrauen und die Datensicherheit sind die beiden größten Hindernisse, damit sich Unternehmen auf die MaaS Angebote einlassen werden. Ein unberechtigter Zugriff auf sensible Unternehmensdaten, der Abfluss von erworbenem Know-how durch illegale Kopien der Daten und das Manipulieren von übermittelten Daten wie gefertigte Stückzahlen oder Qualitätsangaben muss unbedingt verhindert werden, damit das MaaS-Konzept ein Erfolg wird.
Zühlke & IOTA
Die IOTA Foundation und die Zühlke Technology Group AG haben eine enge Partnerschaft vereinbart, um Machines-as-a-Service auf einer Vertrauensebene (Trust Layer) zu ermöglichen und damit die bereits beschriebenen Probleme zu lösen. Die beschlossene Zusammenarbeit zielt darauf ab, die IOTA-Technologie in Zühlke Projekte zu integrieren, um für die Industrie, auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie von IOTA, Innovationen im Bereich der Machines-as-a-Service Technologie zu entwickeln und voranzubringen.
Bestimmte IOTA/Zühlke MaaS-Modelle können so eingestellt werden, dass sie pro Meter, pro Minute oder nach anderen Kriterien ablaufen, die der Hersteller und der Kunde für den jeweiligen Anlass festlegen. Jeder Schritt dieses Vorgangs wird verschlüsselt und manipulationssicher im IOTA Tangle aufgezeichnet.
Auch andere IOTA Technologien wie die unveränderbaren gebührenfreien Mikrotransaktionen werden zukünftig in großen ‚Industrieumgebungen genutzt, um beispielsweise die Erstellung digitaler Zwillinge zu ermöglichen oder um die Kommunikation zwischen den Maschinen als Servicemodell anzubieten, in dem die gesamte Maschinennutzung umgehend im IOTA Tangle protokolliert wird.
Eine weitere IOTA-Technologie ermöglicht zudem die Schaffung einer Micro-Payment-Funktion und öffnet damit die Tür für völlig neue Geschäftsmodelle der Maschinennutzung und -vermarktung. Neue Marktplätze wie der IOTA Industrie 4.0 Marktplatz werden einen direkten Handel mit Daten oder Serviceleistungen ermöglichen.
Dominik Schiener, Co-Founder IOTA sagte: „Der Maschinen- und Anlagenbau sieht schon jetzt, welches Potenzial hinter der Integration in das IoT steckt. Die Nutzung des Tangle in diesem Zusammenhang bringt das Konzept von Machines-as-a-Service einer Umsetzung in der Praxis deutlich näher – es wird zugänglich und erschwinglich.”
Jens von der Brelie, Director Solution Center Industrial & Consumer Solutions sagte: „Wir sehen in der Zukunft ein sehr großes Potenzial für unsere Kunden in Machines-as-a-Service-Modellen und mit Partnern wie der IOTA Foundation wollen wir die Etablierung dieser neuen Geschäftsmodelle voranbringen. “
Schlussfolgerung
IOTA basierende Machines-as-a-Service Konzepte bringen auf eine transparente und manipulationssichere Art und Weise die „Sharing Economy“ in die Industrie. Fertigungsmaschinen müssen nur noch für die Nutzungsdauer oder die gefertigten Stückzahlen bezahlt werden, durch die gebührenfreien Transaktionen von IOTA, kann dies in Echtzeit geschehen (pay-per-use).
Diese technologische Revolution reduziert das Investmentrisiko der einzelnen Unternehmen auf ein Minimum und ermöglicht völlig neue Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle. Der gesamten Fertigungsindustrie wird mit dieser Lösung eine Kosten- und Leistungseffiziente Technologieinnovation angeboten, welche kleinen und mittleren Unternehmen neue Zugangswege zu sonst sehr teuren Maschinen eröffnet.